Rheinisches Schwarzbrot

Dieser Klassiker aus dem Rheinland hat bisher in meinem Blog gefehlt und da ich nun schon mehrfach von Lesern danach gefragt wurde ob ich nicht ein Rezept für rheinisches Schwarzbrot für sie hätte, habe ich mich nun entschlossen eine eigene Version für den Blog zu entwickeln.

Das rheinische Schwarzbrot ist in fast jeder Bäckerei in Köln zu bekommen, meist auch in recht guter Qualität und damit gehört es zu einem der Traditionsbrote in Köln und Umgebung. Klassisch ist das rheinische Schwarzbrot, ein Roggenvollkornbrot, das ausschließlich aus Roggenschrot und -mehl mit Sauerteig hergestellt. Seine typische dunkle Farbe bekommt es durch die lange Backzeit und Zusätzen von dunklem Malz, oft auch Rübenkraut oder manchmal wird auch mit Zuckercouleur nachgeholfen. Man erhält ein leckeres Vollkornbrot mit guter Frischhaltung, das man, wenn es geschnitten ist, im Kühlschrank gut und gerne 10 Tage aufbewahren kann.

Für mein Rezept habe ich mich entschieden, sowohl ganze Roggenkörner (in einem Kochstück) als auch groben Roggenschrot und Roggenmalzflocken in einem Brühstück zu verwenden, der restliche Getreideanteil im Sauerteig und Hauptteig ist ausschließlich mittelfeiner Roggenschrot. Bei mir handelt es sich also um ein reines Schrotbrot. Gelockert wird mein rheinisches Schwarzbrot mit einem milden Roggenschrotsauerteig dank Salzsauerteigführung. Ich habe für die dunkle Farbe und den typischen Geschmack etwas dunkles Malz zugesetzt.

Das rheinische Schwarzbrot gehört zu den etwas aufwändigeren Broten, hier ein paar Hinweise zur Backplanung und den Besonderheiten:

Tag 1 abends:
– Sauerteig ansetzen
– Kochstück mit Körnern herstellen

Tag 2 morgens/mittags:
– Brühstück herstellen
– Hauptteig herstellen
– Brot backen

Teigtemperatur: Für ein aromatisches gut fermentiertes Brot ist es wichtig, dass ihr die Teigtemperatur von ca. 30 °C trefft, dies gelingt, nur wenn man das Brühstück nicht ganz abkühlen lässt und noch mit einer Temperatur von 50-55 °C benutzt. Außerdem beachten, dass der Teig beim 15 Min. mischen abkühlt, deshalb muss er eher mit 33-34 °C angesetzt werden. Das recht lange langsame Mischen ist essenziell in einem Schrotbrot, damit eine gute Bindigkeit im Teig entsteht.

Backen: Rheinisches Schwarzbrot wird bei relativ geringer Temperatur (160 °C) 3 Stunden gebacken, damit es sein typisches Aroma entwickelt. Das ist zwar noch viel kürzer als beim Pumpernickel, aber trotzdem viel länger als bei allen anderen Brotsorten. Deshalb lohnt es sich auch immer mindestens 2 Brote zusammen zu backen, um den Ofen besser auszunutzen.

Rheinisches Schwarzbrot (ca. 1,1 kg Brot in einer 750 g Form)

Sauerteig:
195 g Wasser ca. 43-44 °C
4 g Salz
195 g Roggenschrot mittelfein
38 g Roggenanstellgut
Alle Zutaten gut vermischen und 12 – 16 Std. bei Raumtemperatur abgedeckt reifen lassen.

Kochstück
95 g ganze Roggenkörner
ca. 135 g Wasser
in einem kleinen Topf mit Deckel die Körner so lange kochen bis sie weich sind und alles Wasser aufgenommen haben (ca. 20 Min.) über Nacht abgedeckt abkühlen lassen.

Brühstück
31 g Roggenmalzflocken (alternativ durch groben Roggenschrot ersetzen)
63 g. Roggenschrot grob
142 g Wasser kochend
Alles vermischen und mit einer Frischhaltefolie direkt auf der Oberfläche abdecken. Bis auf 50-55 °C abkühlen lassen, Temperatur unbedingt kontrollieren.

Hauptteig:
Reifer Sauerteig
Kochstück
Brühstück ca. 50-55 °C
225 g Roggenschrot mittelfein
10 g Salz
24 g dunkles Backmalz (z.B. Roggenröstmehl, Gerstenmalzextrakt)
95 g Wasser 67 °C

Kneten: Alles 15 Min. langsam mischen, dass ein bindiger Teig entsteht. Teigtemperatur 30-31 °C

Stockgare (Kesselgare): 30 Min. abgedeckt in der Rührschüssel gehen lassen.

Aufarbeiten: Den Teig auf die nasse Arbeitsfläche geben und mit nassen Händen in Form bringen und direkt in eine gefettete oder mit Backpapier ausgelegte 750 g Kastenform geben. Glatt streichen und mit Roggenvollkornmehl oder feinem Schrot bestreuen.

Stückgare: Mit einem Tuch abgedeckt für 50 -75 Min aufgehen lassen, bis sich erste 2-3 mm breite Gärrisse an der Oberfläche zeigen.

Backen: Das Schwarzbrot wird im, mit Backstahl oder -stein und Schwadenschale auf 220 °C vorgeheizten Backofen direkt mit den Kastenformen auf dem Stahl oder Stein gebacken. Die Temperatur wird direkt auf 160 °C reduziert und es wird sehr kräftig geschwadet. Die Gesamtbackzeit beträgt 3 Std. Nach jeweils 60 Min zweimal etwas Wasser in der Schwadenschale nachgeben und das Brot einsprühen, damit die Oberfläche nicht zu hart wird. Nach Ende der Backzeit noch 30 Min. im ausgeschalteten Ofen lassen und dann aus den Formen nehmen und auf einem Gitter mindestens 12 Std. auskühlen lassen.

Schwarzbrot wird klassisch in dünne 5-6 mm dicke Scheiben geschnitten, am besten gelingt das mit einer Brotschneidemaschine.

Ich finde das rheinische Schwarzbrot ein super leckeres Brot. Dünn mit Butter bestrichen, eine Scheibe guten Gouda darauf oder wer mag auch mit Leberwurst und Gürkchen darauf einfach ein Genuss!

Auch bei der Lagerung ist das rheinische Schwarzbrot etwas Besonderes: Man kann es für eine bessere Haltbarkeit dicht eingepackt im Kühlschrank lagern, ohne dass es altbacken wird. Natürlich lässt sich rheinisches Schwarzbrot auch gut einfrieren.

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS, kein PDF zum Drucken):

RheinischesSchwarzbrot.bakingAppRecipe (586 Downloads )

In der BackApp FAQ-Sammlung wird erklärt, wie der Import in die BackApp funktioniert.

Vollkorn-Weizensauerteigbrot

Schon vor einigen Monaten hatte ich mir zum Ziel gesetzt, ein lockeres, frei geschobenes Vollkorn-Weizensauerteigbrot zu backen, inspiriert einerseits davon, dass das Weizenvollkornbrot vom deutschen Brotinstitut zum Brot des Jahres 2024 gekürt worden war, andererseits aber auch dadurch das ich seit langer Zeit einmal wieder ein ähnliches Brot wie die Vollkorn-Miche vom Blog Sel de Grain, allerdings ohne Hefe und mit 100 % Vollkorn, backen wollte, da mir dieses Brot in sehr guter Erinnerung geblieben war.

Am Ende ist das Vollkorn-Weizensauerteigbrot ein Brot mit 90 % Weizen und 10 % Roggenanteil geworden, der Roggenanteil ist für mich immer ein „Booster“ für Frischhaltung und Geschmack in diesem Rezept noch unterstützt durch ein Altbrotbrühstück.

Der Weg dahin war allerdings etwas länger als bei manchen anderen Rezepten und ich möchte euch diesen nicht vorenthalten:

Da ich schon seit einigen Jahren reine Weizensauerteigbrote, ohne Hefezusatz backe, lag es nahe, sich einfach ein solches Rezept zu nehmen und alle Auszugsmehle durch Vollkornmehl zu ersetzen, ein wenig mehr Wasser, da Vollkornmehl ja bekanntlich mehr Wasser aufnimmt und das war es. Leider war es nicht so einfach …

Mein normaler Vollkornweizen von der Horbacher Mühle hat sich als deutlich kleberschwächer als das 550er Weizenmehl aus derselben Mühle erwiesen. Damit wurden die ersten Brote recht flach und die Porung war viel zu dicht. Außerdem waren bei den üblichen Gehzeiten meine Teige in der Stück- und Stockgare meist schon übergar, da der Vollkornsauerteig sich als wesentlich aktiver herausstellte.

Um diesen Effekten entgegenzuwirken habe ich zu einigen Maßnahmen gegriffen, um doch ein schönes, lockeres Vollkorn-Weizensauerteigbrot zu bekommen:

  • Zusatz von Ascorbinsäure (=Vitamin C) in Form von Acerolasaft, um den Kleber zu stärken und die Gärtoleranz zu erhöhen. Mehr zur Wirkung von Vitamin C.
  • Da die Kleie den Aufbau des Klebergerüsts stören kann, habe ich diese ausgesiebt und erst wieder spät im Knetzugang zugesetzt, als das Klebergerüst schon gut ausgebildet war.
  • Außerdem hatte ich einen wissenschaftlichen Artikel gefunden, in dem der positive Effekt von “vorfermentierter” Kleie auf das Brotvolumen beschrieben wurde, deshalb habe ich mich entschieden, die ausgesiebte Kleie im Sauerteig mitzufermentieren,
  • Verkürzte Gehzeiten und genaues Beobachten der Reifezustände des Teigs/Teiglings, um eine Übergare zu vermeiden.

Mit diesen Maßnahmen ist es mir gelungen ein lockeres Vollkorn-Weizensauerteigbrot mit gutem Volumen aus ganz normalem regionalen Vollkornweizen zu backen. Alternativ habe ich mir auch von der Biomühle Eiling backstarken Vollkornweizen besorgt. Nutzt man 50 % dieses Weizens, bekommt man noch bessere Ergebnisse und kann sich unter Umständen auch das Aussieben der Kleie sparen (was ich allerdings nicht mehr ausprobiert habe).

Alles in allen ist ein recht aufwändiges Rezept entstanden, aber das Ergebnis ist ein tolles, lockeres Vollkornbrot, das mich auch geschmacklich überzeugt hat.

Hier ein paar optische Eindrücke aus der Entwicklung des Rezepts:

Vollkorn-Weizensauerteigbrot (1 Laib ca. 1 kg)

Vollkornmehl aussieben
465 g Weizenvollkornmehl
55 g Roggenvollkornmehl
Mit einem feinen Mehlsieb (0,5 mm Maschenweite) die Kleie aussieben. Je nach Mehl bleibt eine etwas unterschiedliche Menge Kleie übrig. Bei mir sind es meist ca. 40 g Kleie und ca. 480 g gesiebtes Mehl.

Sauerteig
100 g Wasser (36 °C)
66 g gesiebtes Vollkornmehl
40 g Kleie
66 g Weizenanstellgut (aktiv max. 1 Tag alt)
Alle Zutaten gut vermischen und abgedeckt 3 h bei ca. 28 °C reifen lassen. Alternativ nur 2 – 2,5 h bei 28 °C und dann bis zum nächsten Tag im Kühlschrank lagern. (Sollte die Kleiemenge größer oder kleiner sein, die Wassermenge entsprechend anpassen: 1:1 Kleie zu Wasser)

Altbrotquellstück
25 g Altbrot, geröstet und gemahlen
50 g Wasser warm
Gut vermischen und mindestens 1 h durchqueren lassen.

Autolyse
290 g Wasser (32 °C)
5 g Acerolasaft (entspricht ca. 50 mg Vitamin C)
414 g gesiebtes Vollkornmehl
Alles gut vermischen, bis kein freies Mehl mehr zu sehen ist. Abgedeckt 45 min bei Raumtemperatur quellen lassen. Teigtemperatur ca. 28-29 °C

Hauptteig
Autolyseteig
Sauerteig (Raumtemperatur)
später
12 g Salz
30-50 g Wasser (je nach Mehlqualität)
Altbrotquellstück

Kneten: ca. 4 min langsam ohne Salz kneten, dann Salz zugeben und weitere ca. 4 min kneten bis der Teig schon glatt und geschmeidig wird. Dann den Sauerteig zugeben und ca. 4 min unterkneten bis ein Fenstertest möglich ist, erst dann das Altbrotquellstück und wenn notwendig zusätzliches Wasser unterkneten. Teigtemperatur 25 -26 °C.

Stockgare: 2,5-3 h abgedeckt in einer geölten Wanne bei 23-24 °C gehen lassen, dabei den Teig dreimal nach 20/40/60 min dehnen und falten. Hinweis, wenn der Teig am Ende der Stockgare schon anfängt zu reißen, war die Zeit zu lang.

Aufarbeiten: Den Teig auf die gut mit Roggenmehl bestäubte Arbeitsfläche geben und von allen Seite zur Mitte hin einfalten. Den Teigling mit der Teigkarte umdrehen und in Form schieben bis er gut Spannung hat, dann mit dem Schluss nach oben in ein bemehltes Gärkörbchen legen.

Stückgare: Abgedeckt 1 h bei Raumtemperatur und 0,5 h im Kühlschrank aufgehen lassen. Dann auf ein Backpapier stürzen und einschneiden.

Backen: In den gut auf 250 °C vorgeheizten Ofen mit kräftigem schwaden einschießen, und direkt die Temperatur auf 220 °C reduzieren und weitere 50 min backen. Dann noch für 5 weitere Minuten den Ofen einen Spalt öffnen, um eine krosse Kruste zu erhalten.

Das Vollkorn-Weizensauerteigbrot auf einem Gitter gut auskühlen lassen. Es ist ein leckeres mild-aromatisches Brot, das tagelang gut schmeckt.

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS, kein PDF zum Drucken):

VollkornWeizensauerteigbrot.bakingAppRecipe (4411 Downloads )

In der BackApp FAQ-Sammlung wird erklärt wie der Import in die BackApp funktioniert.

Roggen-Vollkorn-Kasten

Mein neuer Favorit bei den Vollkornkastenbroten ist der Roggen-Vollkorn-Kasten. Ein kerniges Roggenvollkornmischbrot mit ca. 75 % Roggen, dabei sind 20% des Roggens als ganze Körner dabei und gelockert wird das Brot nur durch einen milden Roggensauerteig. Die ganzen Körner müssen vorher weich gekocht werden, der Bäcker nennt das ein “Kochstück”, dieses kann gut am Vorabend mit dem Sauerteig vorberietet werden. Das Ergebnis it ein kräftiges, kerniges Vollkornbrot mit guter Frischhaltung.

Roggenvollkornkasten ( 2 Stück a 750 g)

Salzsauerteig
300g Wasser 42-45°C
300g Roggenvollkornmehl
6 g Salz
60 g Roggen-Anstellgut
Alles gut vermischen, Temperatur sollte bei 34-35°C liegen, dann abgedeckt 13-16 h bei Raumtemperatur stehen lassen.

Roggenkörner Kochstück
160 g ganze Roggenkörner
160-180 g Wasser
Körner mit dem Wasser in einem Topf zum Kochen bringen und bei kleiner Hitze in ca. 20 min durchziehen lassen (das Wasser sollte komplett von den Körnern aufgenommen sein) 2-16 h abgedeckt abkühlen lassen.

Hauptteig
Salzsauerteig
Roggenkörner Kochstück
225 g Weizenvollkornmehl
115 g Roggenvollkornmehl
12 g Salz
215 g Wasser (ca. 54-55 °C bei 21 °C Raumtemperatur)

zum Wälzen: Getreideflocken, z.B. Hafer- oder Roggenmalzflocken

Kneten: 4 min langsam mischen, 6 min auf Stufe 2 mischen bis ein bindiger Roggenteig entsteht, Teigtemperatur sollte ca. 29°C betragen.

Stockgare: Abgedeckt 1 h aufgehen lassen (im Winter an einem nicht zu kalten Ort >21°C)

Aufarbeiten: Den Teig auf die mit Roggenmehl bestäubte Arbeitsfläche geben und in 2 Teile aufteilen, und dann in passender Länge für die Kastenform vorsichtig längs einfalten (Langwirken) und dann vorsichtig in den Getreideflocken wälzen (Vorsicht sehr klebriger Teig). Wenn die Flocken nicht gut haften sollten, den Teiglinge vorher etwas mit Wasser einsprühen. Mit dem Schluß nach unten in je eine gefettete Kastenform setzen und etwas andrücken.

Stückgare: 2-2,5 h bei Raumtemperatur aufgehen lassen, bis sich erste Risse in der Oberfläche zeigen und der Teiglinge deutlich aufgegangen ist.

Backen: Den Ofen mit Backstahl oder -stein auf 250°C aufheizen. Die Kastenformen in den Ofen befördern und dann kräftig Schwaden . Die Temperatur direkt auf 220°C reduzieren. Das Brot insgesamt 45-50 min kräftig ausbacken und die Ofentür in den letzten 3 min einen Spalt offen lassen.

Die Roggen-Vollkorn-Kastenbrote auf einem Gitter gut auskühlen lassen und am besten erst am nächsten Tag anschneiden, wenn mir das auch immer sehr schwerfällt.

Tipps:
Wenn ihr Backpapier/Dauerbackfolie in der Kastenform nutzt, die letzten 15 min ohne Form auf dem Gitter backen, dann bekommt ihr eine kräftigere Kruste an den Seiten

Solltet ihr eine 1000 g Kastenform verwenden wollen, teilt einfach alle Mengen oben durch 1,5 und verlängert die Backzeit auf 1 Stunde.

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS):

Roggen-Vollkorn-Kasten (5628 Downloads )

In der BackApp FAQ-Sammlung wird erklärt wie der Import in die BackApp funktioniert.