Sylter Weißbrot nach Jochen Gaues

Das Sylter Weißbrot Brot hat in der Hobbybäckerszene in den letzten Monaten einen gewissen Hype ausgelöst: Ein sehr großes, sehr lockeres, sehr dunkel ausgebackenes und sehr aromatisches Weißbrot. Es geht zurück auf den Promibäcker Jochen Gaues aus Hannover und wird inzwischen von einigen norddeutschen Bäckereien angeboten.

Auch Hobbybäckerrezepte gibt es inzwischen auch schon einige z.B. von Lutz im Plötzblog, von Brotdoc Björn, Dietmar von homebaking.at und auch eine sehr ausführliche Beschreibung von Alex Klutzny auf seinem Blog leicht-angeniced.de. Außerdem gab es im Brotbackforum kürzlich ein Online Backtreffen mit den unterschiedlichen Rezeptvariationen zu diesem Thema. Als ich mir das alles angeschaut hatte, reifte bei mir der Entschluss eine eigene Version des Brotes zu backen.

Grundgedanken zu meinem Rezept

  • Von der Art des Brotes ähnelt das Sylter Weißbrot sehr einem Ciabatta, allerdings viel größer und mit mehr Aroma, deshalb war mein Startpunkt mein bewährtes Tomaten-Ciabattarezept, natürlich ohne Tomaten  😉 aber mit 2 Vorstufen und ca. TA 180.
  • Den Weizensauerteig habe ich durch einen milden Roggensauerteig ersetzt, da auch das Original von Jochen Gaues wohl ca. 10 % Roggenvollkornmehl in einem Roggensauerteig enthält. Um einen milden Roggensauerteig hinzubekommen, habe ich den Sauerteig mit hoher Anstellgutmenge, warm (28-30 °C) und kurz (2 Std.) geführt.
  • Anstatt eines weichen Hefevorteigs (Poolish) habe ich einen festen Hefevorteig ( Biga) verwendet, um mehr Aroma ins Sylter Weißbrot zu bekommen.
  • Als Aromabooster kommt ein Altbrotquellstück aus geröstetem Altbrot zum Einsatz.
  • Für die weiche Krume kommt etwas aktives Malz zum Einsatz. Danke für den Tipp an Alex von leicht-angeniced.de.
  • Mehlqualität: Für das Sylter Weißbrot mit seinem hohen Wassergehalt von 80 % (Teigausbeute 180) braucht man schon eine backstarke = proteinstarke Mehlmischung. Wenn ihr ein sehr gutes backstarkes 550er-Mehl habt, könnt ihr dieses anstatt meiner Kombination aus Pizzamehl, durchschnittlichem 550er und Ruchmehl benutzen.
  • Stockgare: eher relativ kurz und warm, damit nicht zu viel Säure entsteht
  • Backen: Für den Charakter des Brotes ist es wichtig es sehr kräftig und fast schwarz auszubacken, aufgrund des hohen Wassergehalts ist es gut den “Schwaden” mehrfach abzulassen, um eine krosse Kruste zu erhalten.

Sylter Weißbrot nach Jochen Gaues (ca. 2 kg Laib)

Biga (Hefevorteig)
2 g Hefe
150 g Wasser (21 °C)
300 g Weizenmehl 550 backstark oder Tipo 00 Pizzamehl (z.B. La Farina 14)
Hefe im Wasser auflösen und dann mit dem Mehl zu einem festen Teig vermischen. Abgedeckt 12-14 Std. bei Raumtemperatur stehen lassen.

Altbrotquellstück
50 g Altbrot gemahlen, geröstet
100 g Wasser warm
Gut vermischen und mit einer Frischhaltefolie abgedeckt mindestens 2 Std. bei Raumtemperatur quellen lassen.

Roggensauerteig
90 g Wasser 40-41 °C
70 g Roggenvollkornmehl
70 g Roggenanstellgut 21 °C (max. 2-3 Tage alt)
Alles gut vermischen, Teigtemperatur ca. 30 °C. Den Sauerteig abgedeckt 2 Std. an einem warmen Ort (28-30 °C) aufgehen lassen.

Fermentolyse
gesamte Biga
gesamter Roggensauerteig
550 g Wasser 23-24 °C
600 g Weizenmehl 550
111 g Ruchmehl
11 g aktives Backmalz
Alle Zutaten mit einem Kochlöffel so weit vermischen, dass kein freies Mehl mehr zu sehen ist und 30 Min. abgedeckt stehen lassen

Hauptteig
Fermentolyseteig
3 g Hefe
24 g Salz (später)
Altbrotquellstück (später)
80-100 g Wasser B (später) Temperatur je nach Teigtemperatur vor der Zugabe.
1. Hefe zum Fermentolyseteig geben und ca. 4 min auf langsamer Stufe in der Knetmaschine mischen.
2. Salz zugeben und soll lange auf zweiter Stufe kneten, bis sich eine gute Kleberentwicklung zeigt (Fenstertest sollte möglich sein)
3. Das Altbrotquellstück unterkneten
4. Das zusätzliche Wasser schluckweise unterkneten. Angestrebte Teigtemperatur 25-26 °C. Je nach Mehlqualität nicht die gesamte Wassermenge verwenden.
Der fertige Teig sollte zwar weich sein, aber immer noch eine gute Kleberentwicklung, die einen Fenstertest zulässt, sonst habt ihr es für euer Mehl mit der Wassermenge übertrieben.

Stockgare
Den Teig in eine geölte Wanne oder Schüssel geben und nach 20/40/60/80 Min. jeweils dehnen und falten. Nicht zu kalt stellen, die Teigtemperatur sollte nicht unter 23 -24 °C fallen. Nach 2,5 Std. sollte der Teig sich gut verdoppelt haben, ansonsten noch weitere 30 Min. stehen lassen.

Aufarbeiten
Den Teig auf die sehr gut mit Roggenmehl bestäubte Arbeitsfläche geben. Mit der Teigkarte rundherum lösen und von jeder Seite zur Mitte hin einfalten. Den Teig leicht mit Mehl bestreuen und mit mehligen Händen flott auf ein Backpapier/Dauerbackfolie wenden (eingefaltete Oberseite liegt nun unten). Wenn notwendig nochmals leicht mit Mehl bestreuen, mit der Teigkarte vorsichtig etwas in Form schieben und dann mit einem Tuch abdecken.

Stückgare: 30- 45 Min. bei Raumtemperatur auf dem Backpapier/Dauerbackfolie, mit einem Tuch abgedeckt aufgehen lassen.

Backen: Ofen mit Backstahl oder -stein gut auf 250-270 °C vorheizen. Den großen Laib mit kräftigem Schwaden einschießen und nach 10- 15 Min. die Temperatur auf 220 °C reduzieren und weitere 45-50 Min sehr dunkel ausbacken. Dabei mehrfach den Dampf ablassen. Nach 60 Min., den Ofen für 5-10 Min. einen Spalt weit offen stehen lassen, um eine krosse Kruste zu erhalten. Gesamtbackzeit 65-70 Min. Auf einem Rost gut auskühlen lassen.

Das Sylter Weißbrot ist mit ca. 1,9 – 2 kg Endgewicht ein ganz schöner “Oschi”, aber genau dann bekommt man die Kombi aus sehr dunkler Kruste mit starken Röstaromen und weicher aromatischer Krume hin. Das Aroma dieses Brotes ist wirklich der Hammer.

Die Frischhaltung des Sylter Weißbrots ist für ein so helles Brot sehr gut, es schmeckt 3-4 Tage lang super und lässt sich sehr gut toasten.

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS, kein PDF zum Drucken):

SylterWeissbrot.bakingAppRecipe (139 Downloads )

In der BackApp FAQ-Sammlung wird erklärt, wie der Import in die BackApp funktioniert

Käppchen

Immer wieder experimentiere ich mit neuen Brötchenformen, oftmals gefallen sie mir nicht besser als z.B. die normalen Schnittbrötchen, aber manchmal kommt dabei auch eine neue Brötchenform heraus, die mir so gut gefällt, dass sie im Blog ein neues Rezept wert ist. Dies ist vor ein paar Monaten bei dieser neuen Brötchenform passiert, erst hatte sie noch keinen Namen doch dank vieler Vorschläge von meinen Instagram Followern und einer finalen Diskussion am Familienfrühstückstisch wurden sie nun “Käppchen” getauft.

Der Teig für die Käppchen ist der bewährte Teig für meine Kaisersemmeln. Er kann entweder mit LM oder einer Biga als Vorteig hergestellt werden.

Käppchen (12 Stück)

Vorteig:
66 g Lievito Madre (LM) aus dem Kühlschrank

Alternativer Vorteig: Biga
22 g Wasser kalt
0,2 g Hefe
44 g Weizenmehl 550
Hefe im Wasser lösen und mit dem Mehl zu einem festen Teig verkneten. 12 h abgedeckt bei Raumtemperatur aufgehen lassen.

Hauptteig:
66 g Vorteig
400 g Weizenmehl 550
6 g Backmalz inaktiv oder Malzextrakt
180 g Wasser (ca. 25-30 °C)
70 g Milch
12 g Butter
9 g Salz
4 g Hefe

Kneten: 4 min langsam mischen und dann ca. 6 Min. schneller kneten bis sich der Teig von der Schüssel löst und glatt und geschmeidig ist. Die Teigtemperatur sollte 25-26 °C betragen.

Stockgare: 1 h bei Raumtemperatur in einer geölten Schüssel oder Wanne, abgedeckt gehen lassen und dann über Nacht (8-12 h) in den Kühlschrank stellen.

Aufarbeiten: Den Teig in ca. 60 g Stücke aufteilen und rundschleifen, diese mit einem Tuch abgedeckt 20 min entspannen lassen. Dann gut mit Roggenmehl bemehlt, die Teiglinge auf zwei Seiten mit einem dünnen Rollholz (1-1,5 cm Durchmesser) etwa 1/5 des Teiglings dünn zu einem dreieckigen “Läppchen” ausrollen und dann beide “Läppchen” nach oben legen. (Siehe Bild 1-3). Wichtig: Genug Mehl benutzen, damit die Läppchen nicht verkleben.

Stückgare: Die Käppchen mit der geformten Seite nach unten auf ein bemehltes Tuch legen und abgedeckt 45 min – 1 h aufgehen lassen (je nach Raumtemperatur). Die Käppchen sollten deutlich aufgegangen sein und der Fingertest sollte einen leichten Abdruck hinterlassen ( knappe bis volle Gare)

Backen: Die Käppchen auf ein Backpapier oder Lochblech legen und gut mit Wasser einsprühen, damit sie einen schönen Glanz bekommen. 15 min im gut auf 235 °C vorgeheizten Ofen mit kräftigem Schwaden goldbraun backen. In der letzten Minute den Ofen für eine krosse Kruste einen Spalt offen lassen. Für einen noch schöneren Glanz direkt nach dem Backen noch einmal leicht mit Wasser einsprühen.

Die knusprigen Käppchen, mit großen „Spitzchen“ und braunem „Bauch“.

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS, kein PDF zum Drucken):

Käppchen (282 Downloads )

In der BackApp FAQ-Sammlung wird erklärt wie der Import in die BackApp funktioniert.

Vollkorn-Weizensauerteigbrot

Schon vor einigen Monaten hatte ich mir zum Ziel gesetzt, ein lockeres, frei geschobenes Vollkorn-Weizensauerteigbrot zu backen, inspiriert einerseits davon, dass das Weizenvollkornbrot vom deutschen Brotinstitut zum Brot des Jahres 2024 gekürt worden war, andererseits aber auch dadurch das ich seit langer Zeit einmal wieder ein ähnliches Brot wie die Vollkorn-Miche vom Blog Sel de Grain, allerdings ohne Hefe und mit 100 % Vollkorn, backen wollte, da mir dieses Brot in sehr guter Erinnerung geblieben war.

Am Ende ist das Vollkorn-Weizensauerteigbrot ein Brot mit 90 % Weizen und 10 % Roggenanteil geworden, der Roggenanteil ist für mich immer ein „Booster“ für Frischhaltung und Geschmack in diesem Rezept noch unterstützt durch ein Altbrotbrühstück.

Der Weg dahin war allerdings etwas länger als bei manchen anderen Rezepten und ich möchte euch diesen nicht vorenthalten:

Da ich schon seit einigen Jahren reine Weizensauerteigbrote, ohne Hefezusatz backe, lag es nahe, sich einfach ein solches Rezept zu nehmen und alle Auszugsmehle durch Vollkornmehl zu ersetzen, ein wenig mehr Wasser, da Vollkornmehl ja bekanntlich mehr Wasser aufnimmt und das war es. Leider war es nicht so einfach …

Mein normaler Vollkornweizen von der Horbacher Mühle hat sich als deutlich kleberschwächer als das 550er Weizenmehl aus derselben Mühle erwiesen. Damit wurden die ersten Brote recht flach und die Porung war viel zu dicht. Außerdem waren bei den üblichen Gehzeiten meine Teige in der Stück- und Stockgare meist schon übergar, da der Vollkornsauerteig sich als wesentlich aktiver herausstellte.

Um diesen Effekten entgegenzuwirken habe ich zu einigen Maßnahmen gegriffen, um doch ein schönes, lockeres Vollkorn-Weizensauerteigbrot zu bekommen:

  • Zusatz von Ascorbinsäure (=Vitamin C) in Form von Acerolasaft, um den Kleber zu stärken und die Gärtoleranz zu erhöhen. Mehr zur Wirkung von Vitamin C.
  • Da die Kleie den Aufbau des Klebergerüsts stören kann, habe ich diese ausgesiebt und erst wieder spät im Knetzugang zugesetzt, als das Klebergerüst schon gut ausgebildet war.
  • Außerdem hatte ich einen wissenschaftlichen Artikel gefunden, in dem der positive Effekt von “vorfermentierter” Kleie auf das Brotvolumen beschrieben wurde, deshalb habe ich mich entschieden, die ausgesiebte Kleie im Sauerteig mitzufermentieren,
  • Verkürzte Gehzeiten und genaues Beobachten der Reifezustände des Teigs/Teiglings, um eine Übergare zu vermeiden.

Mit diesen Maßnahmen ist es mir gelungen ein lockeres Vollkorn-Weizensauerteigbrot mit gutem Volumen aus ganz normalem regionalen Vollkornweizen zu backen. Alternativ habe ich mir auch von der Biomühle Eiling backstarken Vollkornweizen besorgt. Nutzt man 50 % dieses Weizens, bekommt man noch bessere Ergebnisse und kann sich unter Umständen auch das Aussieben der Kleie sparen (was ich allerdings nicht mehr ausprobiert habe).

Alles in allen ist ein recht aufwändiges Rezept entstanden, aber das Ergebnis ist ein tolles, lockeres Vollkornbrot, das mich auch geschmacklich überzeugt hat.

Hier ein paar optische Eindrücke aus der Entwicklung des Rezepts:

Vollkorn-Weizensauerteigbrot (1 Laib ca. 1 kg)

Vollkornmehl aussieben
465 g Weizenvollkornmehl
55 g Roggenvollkornmehl
Mit einem feinen Mehlsieb (0,5 mm Maschenweite) die Kleie aussieben. Je nach Mehl bleibt eine etwas unterschiedliche Menge Kleie übrig. Bei mir sind es meist ca. 40 g Kleie und ca. 480 g gesiebtes Mehl.

Sauerteig
100 g Wasser (36 °C)
66 g gesiebtes Vollkornmehl
40 g Kleie
66 g Weizenanstellgut (aktiv max. 1 Tag alt)
Alle Zutaten gut vermischen und abgedeckt 3 h bei ca. 28 °C reifen lassen. Alternativ nur 2 – 2,5 h bei 28 °C und dann bis zum nächsten Tag im Kühlschrank lagern. (Sollte die Kleiemenge größer oder kleiner sein, die Wassermenge entsprechend anpassen: 1:1 Kleie zu Wasser)

Altbrotquellstück
25 g Altbrot, geröstet und gemahlen
50 g Wasser warm
Gut vermischen und mindestens 1 h durchqueren lassen.

Autolyse
290 g Wasser (32 °C)
5 g Acerolasaft (entspricht ca. 50 mg Vitamin C)
414 g gesiebtes Vollkornmehl
Alles gut vermischen, bis kein freies Mehl mehr zu sehen ist. Abgedeckt 45 min bei Raumtemperatur quellen lassen. Teigtemperatur ca. 28-29 °C

Hauptteig
Autolyseteig
Sauerteig (Raumtemperatur)
später
12 g Salz
30-50 g Wasser (je nach Mehlqualität)
Altbrotquellstück

Kneten: ca. 4 min langsam ohne Salz kneten, dann Salz zugeben und weitere ca. 4 min kneten bis der Teig schon glatt und geschmeidig wird. Dann den Sauerteig zugeben und ca. 4 min unterkneten bis ein Fenstertest möglich ist, erst dann das Altbrotquellstück und wenn notwendig zusätzliches Wasser unterkneten. Teigtemperatur 25 -26 °C.

Stockgare: 2,5-3 h abgedeckt in einer geölten Wanne bei 23-24 °C gehen lassen, dabei den Teig dreimal nach 20/40/60 min dehnen und falten. Hinweis, wenn der Teig am Ende der Stockgare schon anfängt zu reißen, war die Zeit zu lang.

Aufarbeiten: Den Teig auf die gut mit Roggenmehl bestäubte Arbeitsfläche geben und von allen Seite zur Mitte hin einfalten. Den Teigling mit der Teigkarte umdrehen und in Form schieben bis er gut Spannung hat, dann mit dem Schluss nach oben in ein bemehltes Gärkörbchen legen.

Stückgare: Abgedeckt 1 h bei Raumtemperatur und 0,5 h im Kühlschrank aufgehen lassen. Dann auf ein Backpapier stürzen und einschneiden.

Backen: In den gut auf 250 °C vorgeheizten Ofen mit kräftigem schwaden einschießen, und direkt die Temperatur auf 220 °C reduzieren und weitere 50 min backen. Dann noch für 5 weitere Minuten den Ofen einen Spalt öffnen, um eine krosse Kruste zu erhalten.

Das Vollkorn-Weizensauerteigbrot auf einem Gitter gut auskühlen lassen. Es ist ein leckeres mild-aromatisches Brot, das tagelang gut schmeckt.

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS, kein PDF zum Drucken):

VollkornWeizensauerteigbrot.bakingAppRecipe (1261 Downloads )

In der BackApp FAQ-Sammlung wird erklärt wie der Import in die BackApp funktioniert.