Genetztes Bauernbrot

Das genetzte Bauernbrot ist eine süddeutsche Brotspezialität, die oft auch nur “Genetztes” genannt wird. Der Name kommt von der Art der Aufbereitung: Man formt den Teig mit nassen Händen und bäckt ihn direkt, ohne Stückgare, nach der langen meist kalten Stockgare. Beim nassen Aufarbeiten wird der Teig mit reichlich Wasser “benetzt”, daher der Name: Genetztes Bauernbrot, es bekommt damit seine typische glatte, glänzende Oberfläche und seine feste feuchte Krume.

Der Grundteig entspricht im Wesentlichen dem schwäbischen Bauernbrot, allerdings habe ich wie im Kartoffelbrot einen Anteil gekochter Kartoffeln hinzugefügt, was zur typischen feuchten Krume des genetzten Bauernbrots zusätzlich beträgt.

Beim Formen des Laibs muss man sich trauen den nassen Teig flott und schonend zu formen, wie es zum Beispiel im Video von Häussler gezeigt wird. Im Holzbackofen wird dafür ein sog. “Schapf” genutzt, eine Metallschüssel mit Stiel. Man kann es zu Hause aber am einfachsten nur mit feuchten Händen formen und direkt auf das Backpapier legen.

Klassisch wurden genetzte Brote oft im Holzbackofen gebacken, deshalb backe ich es auch im Elektroofen ohne Schwaden, es reißt dann gerne mal typisch aus oder bildet sogar einen Knauzen. Natürlich kann es auch mit Schwaden gebacken werden. Probiert einfach mal aus, was bei euch besser funktioniert.

Die feuchte Krume des genetzten Bauernbrots

Genetztes Bauernbrot 1 Brot mit ca. 1100 g Teigeinwaage

Roggensauerteig
90 g Wasser (40-45°C)
90 g Roggenmehl 1150
20 g Roggenanstellgut
1 g Salz
Alles gut vermischen und abgedeckt, 12-14 Std. bei Raumtemperatur stehen lassen.

Hefevorteig
56 g Wasser kalt
75 g Weizenmehl 1050
0,1 g Hefe (ca. die Menge eines Reiskorns)
Alles gut vermischen und abgedeckt bei Raumtemperatur ca. 12-14 Std. stehen lassen. 

Hauptteig:
Sauerteig
Hefevorteig
240 g Wasser 22 °C (bei 20 °C Raumtemperatur)
18 g Roggenmehl 1150
396 g Weizenmehl 1050
12 g Salz
2 g Hefe
90 g Kartoffeln gekocht, ausgekühlt und zerdrückt.
0-30 g Wasser B 22 °C (je nach Mehl und Kartoffelsorte)

Kneten: Ca. 8 Min. langsam mischen und dann ca. 8-10 Min. auf zweiter Stufe kneten bis sich beim recht klebrigen Teig eine gute Kleberentwicklung zeigt (Fenstertest), dann eventuell noch das Wasser B zugeben. Teigtemperatur 24-25 °C.

Stockgare: 1 Std. bei Raumtemperatur, abgedeckt in einer geölten Wanne gehen lassen, dabei nach 30/60 Min. jeweils dehnen und falten. Dann für 10-14 Std. in den Kühlschrank stellen.

Akklimatisieren: Den Teig aus dem Kühlschrank holen und 1 Std. bei Raumtemperatur akklimatisieren lassen. Der Teig sollte gut aufgegangen sein und sich verdoppelt haben.

Backofen vorheizen: Den Backofen mit Backstahl oder -stein gut auf 250 °C aufheizen.

Aufarbeiten: Den akklimatisierten Teig auf die nasse Arbeitsfläche geben. Den Teig in den nassen Händen, von allen Seiten nach unten hin einfalten, um Spannung in den Teig zu bringen. Darauf achten, dass nicht zu viel Gärgase aus dem Teig entweichen. Den rund geformten Teigling dann direkt auf ein Backpapier legen.

Backen: Das Backpapier mit dem Genetzten Bauernbrot, ohne Stückgare direkt in den heißen Ofen einschießen ohne zu schwaden. Temperatur direkt auf 210 °C reduzieren und 50 Min. backen, dann für weitere 10 Min. bei 210 °C die Backofentür einen Spalt öffnen, um eine schöne Kruste zu bekommen. Nach dem Backen direkt mit Wasser abstreichen oder einsprühen. Auf einem Gitter gut auskühlen lassen.

Das genetzte Bauernbrot hat eine feuchte Krume und eine dünne aromatische Kruste. Seine Frischhaltung ist wesentlich besser als bei vergleichbaren Bauernbroten.

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS, kein PDF zum Drucken):

GenetztesBauernbrot.bakingAppRecipe (2522 Downloads )

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Dänische Sauerteigbrötchen – Surdejsboller

Kennengelernt habe ich diese Brötchen bei einem Kopenhagen Besuch im letzten Jahr. In jeder der vielen kleinen Sauerteigbäckereien der dänischen Hauptstadt (ganz toll z.B. in der Sinne Gas Bageri) , gab es super leckere Surdejsboller: relativ große, rustikal geformte Brötchen, die nur mit Sauerteig gelockert waren. Dadurch sind sie sehr aromatisch und haben für Brötchen eine außergewöhnlich gute Frischhaltung.

Ich habe mich durch einige Rezepte auf dänische Brotblogs gelesen und mich dazu entschieden ein reines Weizenbrötchen mit einem Anteil dunklerem Mehl und Vollkornmehl als Grundlage zu nehmen. Ergänzt habe ich meine Rezeptur durch etwas Öl/Butter und einer kleinen Menge Honig, um die Krume der Sauerteigbrötchen etwas weicher und die Kruste etwas dunkler

Was das Mehl angeht, habe ich mich entschieden nicht mit reinem Weizenmehl 550 zu arbeiten, sondern etwas des kleberstarken Ruchmehls und etwas Vollkornmehl hinzuzufügen, um für einen herzhaften Geschmack zu sorgen. Solltet ihr kein Ruchmehl haben, könnt ihr es durch Weizenmehl 1050 ersetzen, müsst aber dann die Wassermenge wahrscheinlich um 30-40 g reduzieren.

Das Rezept ist ein optimales Rezept, um am Morgen, mit wenig zeitlichem Aufwand frische Brötchen auf den Tisch zu bekommen, da man nur eine sehr kurze Stückgare benötigt. Ich habe mich dabei zum ersten Mal für eine Übernachtgare bei Raumtemperatur entschieden, da man sich damit die meist warm geführte Stockgare von Weizensauerteigen sparen kann, allerdings klappt das, nur wenn man ca. 20-22 °C Raumtemperatur hat, bei niedrigerer oder höherer Raumtemperatur verändert sich die Gehzeit stark so das es nicht mehr praktikabel wird. Dies ist also kein Rezept für die warmen Sommernächte, da müsste man nach ein paar Stunden den Teig in den Kühlschrank packen. Ich werde dazu, sobald die Temperaturen entsprechend sind, mal einen Versuch starten und dann das Rezept ergänzen.

Beispielhafter Ablauf:

Tag 1:

11-12 Uhr Sauerteig ansetzen

16:30 Autolyseteig ansetzen

17 Uhr Hauptteig ansetzen

Tag 2:

7-8 Uhr Backofen aufheizen, Brötchen aufteilen

8:20 Brötchen backen

Dänische Sauerteigbrötchen – Surdejsboller (8 Stück à ca. 110 g)

Sauerteig
45 g Wasser 35-37 °C
45 g Weizenmehl 1050
18 g Weizenanstellgut (frisch, maximal 3-4 Tage seit dem letzten Auffrischen)
Alles gut vermischen und bei Raumtemperatur für ca. 5-6 Std. aufgehen lassen.

Autolyse
286 g Wasser 21-22 °C
90 g Ruchmehl (alternativ Weizenmehl 1050 und Wassermenge etwas reduzieren)
73 g Weizenvollkornmehl
267 g Weizenmehl 550
Alle Zutaten grob vermischen und 30-60 Min. abgedeckt quellen lassen.

Hauptteig
Autolyseteig
reifer Sauerteig
9 g Honig
11 g Salz
10 g Olivenöl oder Butter
30-40 g Wasser B (kalt)
Sauerteig und Honig zum Autolyseteig geben und einige Minuten langsam mischen. Dann das Salz, das Öl/die Butter zugeben und zuerst einige Minuten langsam mischen. Danach auf zweiter Stufe zu einem glatten und geschmeidigen Teig auskneten (Fenstertest) . Am Ende das zusätzliche Wasser B schluckweise unterkneten, wenn es die Teigkonsistenz zulässt. Teigtemperatur 23 °C.

Stockgare
Dein Teig in eine geölte Schüssel oder Wanne geben und abgedeckt bei 20-21 °C Raumtemperatur für 14- 15 Std. aufgehen lassen. Am Anfang 3-4 mal nach jeweils 30 Min. dehnen und falten.

Aufarbeiten
Saaten zum Bestreuen (Mohn, Sesam, Sonnenblumenkerne) optional
Den Ofen mit Backstahl/-Stein oder umgedrehtem Blech gut auf 240 °C vorheizen.
Den Teig auf die leicht mit Roggenmehl bestäubte Arbeitsfläche stürzen und mit der Teigkarte vorsichtig in eine rechteckige Form bringen, sodass man gut 8 gleich große Stücke abstechen kann. Den Teig optional mit Saaten bestreuen und die abgestochenen Stücke dann direkt auf ein Backpapier legen.

Stückgare
Ca. 15 Min. auf dem Backpapier gehen lassen, bis der Ofen heiß ist, das reicht aus, da man die Gärgase aus der Stockgare beim Aufarbeiten im Teig belassen hat.

Backen
Die Sauerteigbrötchen in den auf 240 °C vorheizten Ofen mit Schwaden einschießen . Nach 15 Min. den Dampf ablassen und weiter 3-4 Min fertig backen. Dann noch eine Min. den Ofen einen Spalt offen lassen, damit die Brötchen schön knusprig werden.

Die Sauerteigbrötchen sind fluffig und aromatisch, durch ihren recht hohen Wassergehalt haben sie eine bessere Frischhaltung als klassische helle Weizenbrötchen.

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Sauerteigbroetchen.bakingAppRecipe (4280 Downloads )

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Kartoffelbrötchen mit Übernachtgare

Sehr lange habe ich keine Kartoffelbrötchen mehr gebacken, obwohl die bei uns beim Sonntagsfrühstück sehr beliebt sind und eine unserer lokalen Bäckereien sie unter dem Namen „Kartöffelchen“ anbietet, allerdings sind mir diese oft zu schwach gebacken. Ganz in den Anfangszeiten meines Blogs habe ich auch mal ein Kartoffelbrötchenrezept von Stefanie von „Hefe und Mehr“ nachgebacken, aber so reifte nun schon länger der Wunsch nach einem neuen Rezept für Kartoffelbrötchen, das meinem heutigen Kenntnisstand bezüglich guter Brötchen entspricht.

Das Rezept nutzt Lievito Madre als Vorteig, dieser muss nicht frisch aufgefrischt sein, sondern kann direkt aus dem Kühlschrank verwendet werden. Alternativ kann man als Vorteig eine Biga mit Hefe ansetzen. Die Kartoffeln sollten gut ausgekühlt oder vom Vortag sein, es geht jede Sorte, nur unterscheidet sich deren Wassergehalt, deshalb ist es insbesondere bei allen Kartoffelteigen gut, immer etwas Wasser zurückzuhalten und am Ende der Knetzeit die Teigkonsistenz bei Bedarf durch Wasserzugabe einzustellen.

Kartoffelbrötchen mit Übernachtgare (9 Stück)

85 g Lievito Madre (aus dem Kühlschrank) alternativ am Vortag eine Biga ansetzen
150 g Kartoffeln, gekocht, geschält und zerdrückt
180 g Wasser ca. 28 °C (20 g zurückhalten)
20 g Weizenvollkornmmehl
20 g Roggenvollkornmehl
280 g Weizernmehl 550
4 g Backmalz inaktiv
10 g Salz
10 g Butter
4 g Hefe

Kneten: 4 min langsam mischen, 8-12 min auf zweiter Stufe bis zu einer guten Glutenentwicklung kneten (Fenstertest sollte möglich sein). Zurückgehaltenes Wasser am Ende zugeben. Teigtemperatur 24-26°C

Stockgare: Den Teig abgedeckt, in einer geölten Wanne für 1 h bei Raumtemperatur stehen lassen und dann für 8-14 h in den Kühlschrnak stellen. Alternativ 2,5 h bei Raumtemperatur.

Aufarbeiten: Den Teig auf die leicht mit Roggenmehl bemehlte Arbeitsfläche geben und in 9 Stücke à 85 g aufteilen. Die Stücke rundschleifen und dann abgedeckt 15 -20 min entspannen lassen. Dann nochmals mit wenig Druck und etwas Roggenmehl nachschleifen damit ein offener Schluss entsteht.

Stückgare: Die Teiglinge mit dem offenen Schluss nach unten auf ein gut bemehltes Tuch legen und abdecken. 30-45 min aufgehen lassen. Die Brötchen mit dem Schluss nach oben auf Backpapier legen und nochmal leicht mit einem Sieb bemehlen.

Backen: Die Brötchen in den mit einem Blech/Backstahl oder -stein auf 240°C aufgeheizten Ofen einschießen und direkt schwaden. Nach 12 min Dampf ablassen und Temperatur auf 230 °C reduzieren, weitere 6 Minuten backen, dann noch eine Minute mit leicht geöffneter Backofentür im Ofen lassen um eine rösche Kruste zu bekommen.

Die Kartoffelbrötchen haben eine feuchte Krume und sind wunderbar knusprig.

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS):

Kartoffelbroetchen.bakingAppRecipe (6264 Downloads )

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