Sauerteig Focaccia

Ich liebe Focaccia, dieses luftig leckere italienische Fladenbrot. Ich mache sie häufig als Beilage zu Salaten oder zum Grillen und auch in meinen Backkursen gibt es sie oft als Mittagssnack. Mein bewährtes Focacciarezept ist schon einige Jahre alt und nutzt neben Lievito Madre auch Hefe im Hauptteig. Schon lange wollte ich mal ein reines Sauerteig Focacciarezept entwickeln, um eine backhefefreie Focaccia zu backen und den Geschmack vergleichen zu können.

Nach den ersten Versuchen mit Lievito Madre, die mich, was die Porung anging, nicht überzeugt hatten, habe ich einem Rezept mit einem weichen Weizensauerteig (90-100 % Wasser) den Vorzug gegeben.

Aber worauf kommt es bei einer guten Focaccia eigentlich an?

Für mich auf eine grobe Porung und eine weiche, saftige Krume, um das zu erreichen, benötigt man aus meiner Sicht 4 Dinge:

  1. Ein gutes, backstarkes Mehl. Man kann mit einem guten deutschen 550er Weizenmehl zwar schon eine gute Focaccia backen, noch luftiger wird sie aber, wenn man einen Teil durch ein proteinstarkes Pizzamehl (Typo 00, z.B. La Farina 14 oder Ähnliches) ersetzt. Ich habe in meiner Mehlmischung außerdem 10 % Weizenvollkornmehl verwendet, was den Teig etwas vollwertiger macht, ohne die Luftigkeit negativ zu beeinflussen.
  2. Ein hoher Wassergehalt: Ein Focacciateig sollte mindestens 80 % Wasser enthalten, wenn das Mehl es mitmacht, kann man auch auf bis zu 90 % Wasser gehen. Wichtig ist, dass ihr das zusätzliche Wasser schluckweise zugebt und die Wasserzugabe stoppt, wenn euer Mehl kein Wasser mehr verträgt. Erkennen könnt ihr das daran, dass das zusätzliche Wasser nur noch sehr zögerlich vom Teig aufgenommen wird.
  3. Eine Autolyse hilft einen schön dehnbaren Teig zu bekommen, den man trotz hohem Wassergehalt nicht allzu lange kneten muss.
  4. Olivenöl im Teig: Das Olivenöl im Teig sorgt für die wattige weiche Krume

Was den Belag angeht, gibt es unzählige Varianten: Klassisch ist für mich nur Rosmarin, Salz und Olivenöl. Aber auch aufwendigere Varianten haben ihren Reiz, das ist ein Feld zum Experimentieren. Nur zu viel Belag sollte auf eine Focaccia nicht darauf, dann bäckt sie gerade in der Mitte nicht mehr so gut durch. Ich habe mich im Rezept deshalb auf den Teig konzentriert und keine Angaben zu den Zutaten zum Belag gemacht.

Sauerteig Focaccia (1 Stück a 750 g)

Weizensauerteig
60 g Wasser ca. 35 °C
40 g Weizen Anstellgut (frisch, max. 1 Woche alt)
60 g Weizenmehl 550 oder kleberstarkes Typo 00 (Pizzamehl)
Alle Zutaten gut vermischen und abgedeckt 4 Std. bei 25 °C reifen lassen. 

Alternativ über Nacht:

75 g Wasser ca. 30 °C
10 g Weizen Anstellgut (frisch, max. 1 Woche alt)
75 g Weizenmehl 550 oder kleberstarkes Typo 00 (Pizzamehl)
Alle Zutaten gut vermischen und abgedeckt 10-12 Std. bei Raumtemperatur reifen lassen. 

Autolyse
160 g reifer Weizensauerteig
200 g Wasser (27 °C)
270 g Weizenmehl 550 (optional 30 % davon Typo 00 Pizzamehl)
40 g Weizenvollkornmehl
Alle Zutaten gut vermischen und abgedeckt 30 Min bei Raumtemperatur quellen lassen.

Hauptteig
Autolyseteig
8 g Salz
20 g Olivenöl
55 g Wasser B (nur wenn das Mehl es zulässt verwenden)
Zuerst ca. 3-4 Min. ohne Salz langsam kneten, dann Salz zugeben und weitere 4-10 Min kneten bis sich eine gute Glutenentwicklung zeigt und der Teig glatt und geschmeidig wird. Dann zuerst das Öl schluckweise unterkneten, dann das Wasser B schluckweise unterkneten so lange es gut vom Teig aufgenommen wird. Teigtemperatur 26 °C

Stockgare
Den Teig in eine geölte Wanne geben und 3 Std. bei Raumtemperatur (> 22°C) gehen lassen, dabei nach 30/60/90/120 Min jeweils einmal dehnen und falten.  Dann den Teig abgedeckt in den Kühlschrank geben und 10-20 Std. weiter reifen lassen. Er sollte dabei deutlich an Volumen zugelegt haben.

Aufarbeiten
Den Teig auf die nasse Arbeitsfläche geben und vorsichtig mit nassen Händen rund herum einfalten und auf ein gut mit Olivenöl geölte runde oder eckige Blech geben.

Stückgare
Den Teig 20-25 Min. im Blech entspannen lassen und dann etwas Olivenöl auf den Teig geben und ihn mit den Fingern vorsichtig platt drücken, damit er das Blech ausfällt. Nun weitere 20-25 Min. aufgehen lassen, dann nach Wunsch belegen und den Belag mit gespreizten Fingern „einmassieren“.

Zwiebel- und Rosmarinversion vor dem Backen

Backen
Die Focaccia im auf 250 °C mit Backstahl, oder -stein vorgeheizten Ofen mit etwas Dampf (Schwaden) einschießen und ca. 15-18 Min. bis zu einer schönen Bräunung backen. 

Download des Rezepts für die BackApp (nur für Apple iOS, kein PDF zum Drucken):

Sauerteig Focaccia (2772 Downloads )

In der BackApp FAQ-Sammlung wird erklärt, wie der Import in die BackApp funktioniert.

Dänische Sauerteigbrötchen – Surdejsboller

Kennengelernt habe ich diese Brötchen bei einem Kopenhagen Besuch im letzten Jahr. In jeder der vielen kleinen Sauerteigbäckereien der dänischen Hauptstadt (ganz toll z.B. in der Sinne Gas Bageri) , gab es super leckere Surdejsboller: relativ große, rustikal geformte Brötchen, die nur mit Sauerteig gelockert waren. Dadurch sind sie sehr aromatisch und haben für Brötchen eine außergewöhnlich gute Frischhaltung.

Ich habe mich durch einige Rezepte auf dänische Brotblogs gelesen und mich dazu entschieden ein reines Weizenbrötchen mit einem Anteil dunklerem Mehl und Vollkornmehl als Grundlage zu nehmen. Ergänzt habe ich meine Rezeptur durch etwas Öl/Butter und einer kleinen Menge Honig, um die Krume der Sauerteigbrötchen etwas weicher und die Kruste etwas dunkler

Was das Mehl angeht, habe ich mich entschieden nicht mit reinem Weizenmehl 550 zu arbeiten, sondern etwas des kleberstarken Ruchmehls und etwas Vollkornmehl hinzuzufügen, um für einen herzhaften Geschmack zu sorgen. Solltet ihr kein Ruchmehl haben, könnt ihr es durch Weizenmehl 1050 ersetzen, müsst aber dann die Wassermenge wahrscheinlich um 30-40 g reduzieren.

Das Rezept ist ein optimales Rezept, um am Morgen, mit wenig zeitlichem Aufwand frische Brötchen auf den Tisch zu bekommen, da man nur eine sehr kurze Stückgare benötigt. Ich habe mich dabei zum ersten Mal für eine Übernachtgare bei Raumtemperatur entschieden, da man sich damit die meist warm geführte Stockgare von Weizensauerteigen sparen kann, allerdings klappt das, nur wenn man ca. 20-22 °C Raumtemperatur hat, bei niedrigerer oder höherer Raumtemperatur verändert sich die Gehzeit stark so das es nicht mehr praktikabel wird. Dies ist also kein Rezept für die warmen Sommernächte, da müsste man nach ein paar Stunden den Teig in den Kühlschrank packen. Ich werde dazu, sobald die Temperaturen entsprechend sind, mal einen Versuch starten und dann das Rezept ergänzen.

Beispielhafter Ablauf:

Tag 1:

11-12 Uhr Sauerteig ansetzen

16:30 Autolyseteig ansetzen

17 Uhr Hauptteig ansetzen

Tag 2:

7-8 Uhr Backofen aufheizen, Brötchen aufteilen

8:20 Brötchen backen

Dänische Sauerteigbrötchen – Surdejsboller (8 Stück à ca. 110 g)

Sauerteig
45 g Wasser 35-37 °C
45 g Weizenmehl 1050
18 g Weizenanstellgut (frisch, maximal 3-4 Tage seit dem letzten Auffrischen)
Alles gut vermischen und bei Raumtemperatur für ca. 5-6 Std. aufgehen lassen.

Autolyse
286 g Wasser 21-22 °C
90 g Ruchmehl (alternativ Weizenmehl 1050 und Wassermenge etwas reduzieren)
73 g Weizenvollkornmehl
267 g Weizenmehl 550
Alle Zutaten grob vermischen und 30-60 Min. abgedeckt quellen lassen.

Hauptteig
Autolyseteig
reifer Sauerteig
9 g Honig
11 g Salz
10 g Olivenöl oder Butter
30-40 g Wasser B (kalt)
Sauerteig und Honig zum Autolyseteig geben und einige Minuten langsam mischen. Dann das Salz, das Öl/die Butter zugeben und zuerst einige Minuten langsam mischen. Danach auf zweiter Stufe zu einem glatten und geschmeidigen Teig auskneten (Fenstertest) . Am Ende das zusätzliche Wasser B schluckweise unterkneten, wenn es die Teigkonsistenz zulässt. Teigtemperatur 23 °C.

Stockgare
Dein Teig in eine geölte Schüssel oder Wanne geben und abgedeckt bei 20-21 °C Raumtemperatur für 14- 15 Std. aufgehen lassen. Am Anfang 3-4 mal nach jeweils 30 Min. dehnen und falten.

Aufarbeiten
Saaten zum Bestreuen (Mohn, Sesam, Sonnenblumenkerne) optional
Den Ofen mit Backstahl/-Stein oder umgedrehtem Blech gut auf 240 °C vorheizen.
Den Teig auf die leicht mit Roggenmehl bestäubte Arbeitsfläche stürzen und mit der Teigkarte vorsichtig in eine rechteckige Form bringen, sodass man gut 8 gleich große Stücke abstechen kann. Den Teig optional mit Saaten bestreuen und die abgestochenen Stücke dann direkt auf ein Backpapier legen.

Stückgare
Ca. 15 Min. auf dem Backpapier gehen lassen, bis der Ofen heiß ist, das reicht aus, da man die Gärgase aus der Stockgare beim Aufarbeiten im Teig belassen hat.

Backen
Die Sauerteigbrötchen in den auf 240 °C vorheizten Ofen mit Schwaden einschießen . Nach 15 Min. den Dampf ablassen und weiter 3-4 Min fertig backen. Dann noch eine Min. den Ofen einen Spalt offen lassen, damit die Brötchen schön knusprig werden.

Die Sauerteigbrötchen sind fluffig und aromatisch, durch ihren recht hohen Wassergehalt haben sie eine bessere Frischhaltung als klassische helle Weizenbrötchen.

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Sauerteigbroetchen.bakingAppRecipe (4654 Downloads )

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Boccia di Grano Misto

Boccia die Grano Misto

Schon seit einiger Zeitpunkt beschäftigt mich die Idee für ein helles, kleines mediterranes Brot, das nur mit Sauerteig, am besten mit Lievito Madre getrieben wird. Da ich außerdem noch von letztem Herbst mehrere Mehle der Meraner Mühle in meinem Vorrat hatte entstand die Idee für die “Boccia di Grano Misto”, ein kleiner runder Laib eine “Boccia” mit Hartweizenmehl und einem Typo 2 oder 3, also einem dunkleren Weichweizenmehl. Die Typo 2/3 Mehle kann man auch gut durch regionals 1050er ersetzen, auf das Hartweizenmehl sollte man aber nicht verzichten, da es viel zum Charakter des Brotes beiträgt.

Was die Vorteige angeht, habe ich verschiedene Versuche gemacht, z.B. nur Lievito Madre (LM) oder auch eine Mischung aus LM und flüssigem Weizensauerteig (LiCoLi um bei den italienischen Bezeichnungen zu bleiben😉). Die Ergebnisse sind recht unterschiedlich ausgefallen, die Version ausschließlich mit LM, benötigt z.B. eine längere Stockgare, hatte eine wesentlich feinporigere Krume und auch weniger Aroma, deshalb habe ich mich für das finale Rezept für die Mischung der beiden Sauerteigarten entschieden.

Für ein gutes Gelingen dieses Rezept, sind wie bei allen Weizensauerteigbroten, 2 Dinge sehr wichtig:

  1. Die Sauerteige (LM und LiCoLi) müssen triebstark sein. Deshalb sollten sie, wenn sie länger als eine Woche im Kühlschrank stehen, ein weiteres Mal vor dem Zubereiten der Sauerteige aufgefrischt werden.
  2. Die Teigtemperatur und die Temperatur während der Stockgare und der Stückgare sollten sich unbedingt im angestrebten Bereich befinden, wenn es zu kalt ist wird das Rezept nicht gelingen.

Boccia di Grano Misto (500 g Laib)

Lievito Madre
35 g LM ( aus dem Kühlschrank)
17 g Wasser ( ca. 40°C)
35 g Hartweizenmehl (Semola di grano duro rimacinata)

Alten LM in warmem Wasser aufschlämmen und dann mit dem Mehl zu einen festen Teig verkneten, 3-4 h bei 28-30°C aufgehen lassen, sollte sich mindestens verdoppeln. Man kann den LM am Vortag zubereiten und über Nacht im Kühlschrank aufbewahren.

Weizensauerteig
28 g Wasser (35-40°C)
28 g Hartweizenmehl
4 g Weizenanstellgut
Alle Zutaten vermischen und abgedeckt 8-10 h bei Raumtemperatur oder 4 h bei 25-30°C und dann für 10-16 h im Kühlschrank stehen lassen.

Autolyse
87 g Lievito Madre
60 g Weizensauerteig
150 g Hartweizenmehl
56 g Weizenmehl Typo 2 oder 3 oder 1050
140 g Wasser ( 28°C bei Sauerteigen mit 28°C bzw. Raumtemperatur, 42°C bei Sauerteigen aus dem Kühlschrank (ca. 8°C))
Alle Zutaten grob vermischen und 30 min abgedeckt quellen lassen. Die Teigtemperatur sollte zwischen 26-27°C liegen.

Hauptteig
Autolyse
6 g Salz

Kneten: Teig 4 min langsam mischen, dann das Salz zugeben und 8-12 min auf zweiter Stufe kneten, bis sich eine gute Kleberentwicklung zeigt (Fenstertest) und der Teig sich von der Schüssel löst. Sollte der Teig nach 12 min noch keine gute Kleberentwicklung zeigen, kann es helfen 1-2 min Pause zu machen und dann nochmal einige Minuten weiterzukneten.

Stockgare: 3-3,5 h bei 25-26°C, abgedeckt in einer geölten Teigwanne oder -Schüssel, dreimal dehnen und falten nach 30/60/90 min. Das Teigvolumen sollte sich am Ende verdoppelt haben.

Aufarbeiten: Dein Teig auf die mit Hartweizenmehl bemehlte Arbeitasflläche geben und von allen Seiten zur Mitte hin einfalten. Dann den Teigling mit der Teigkarte auf die andere Seite drehen und noch weiter mit der Teigware zu einem schönen Laib “rundschieben”. Genug Hartweizenmehl verwenden damit ein offener Schluss entsteht. Zur Stückgare mit dem Schluß nach unten in ein bemehltes Tuch legen, so das dieses den Laib stabilisiert. Ihr benötigt so kein Gärkörbchen, da der Teig nicht so weich ist.

Stückgare: 1 h bei 25-30°C mit dem Tuch abgedeckt aufgehen lassen. Am Ende der Stückgare den Laib mit der Teigkarte umdrehen und mit dem Schluss nach oben auf ein Backpapier legen

Backen: Rechtzeitig den Ofen mit Backstein oder -stahl gut auf 250°C vorheizen. Den Laib einschießen und ordentlich schwaden, die Temperatur direkt auf 220°C reduzieren und in 30-35 min gut ausbacken. In den letzten Minuten der Backzeit den Schwaden ablassen und die Backofentür einen Spalt offen lassen damit eine schöne Kruste entsteht.

Das “Boccia” ist ein helles Brot mit einer wunderbar krossen Kruste und durch den Hartweizen leicht gelblichen, aromatisch, feuchten Krume. Durch die Sauerteige hat es eine gute Frischhaltung und schmeckt insbesondere aufgetoastet richtig lecker. Je nach Hartweizensorte riecht die Krume zu Anfang auch leicht zimitg.

Ein Hinweis: Ich backe meist 4 Laibe auf einmal, da diese zusammen auf ein Blech passen und sich wunderbar einfrieren lassen.