Baguette de “Valais”/ Walliser Baguette

Heute ein Rezept das noch in ruhigeren Zeiten entstanden ist. Vor 2 Monaten hätte ich niemals geahnt, dass wir nun alle Zuhause sitzen und plötzlich viel mehr Zeit zum Backen haben … ( für mich der einzige positive Effekt der derzeitigen Krise). Baguette backe ich regelmäßig, da es mit seinem hohen Krustenanteil und der lockeren Krume eines der besten hellen Weizenbrote für mich ist. Außerdem läßt es sich wegen seines recht geringen Querschnitts wunderbar einfrieren und dann kurzfristig auftauen, aufbacken und es schmeckt wieder wie frisch. So habe ich immer ein paar Stangen für alle Fälle in meinem Gefrierschrank. Vor über 2 Jahren habe ich einen Vergleich verschiedener Baguetterezepte gebloggt, und auch weiterhin habe ich immer wieder Varianten der verschiedenen Grundrezepte ausprobiert. Als wir vor 2 Monaten über den Jahreswechsel Freunde im Wallis besucht haben und es dort Käsefondue geben sollte, musste natürlich auch ein passendes Baguette dazu entstehen, ich habe dazu das “Präsidentenbaguette” von Lutz abgewandelt und mit einer Kombination von Weißmehl und Ruchmehl und mehr Wasser eine etwas herzhaftere Variante, die Walliser Baguette oder “Baguette de Valais”, gebacken die ich euch heute vorstellen möchte.

Baguette de Valais / Walliser Baguette (6 Stück)

600 g Weißmehl (oder 550, T65)
400 g Ruchmehl
700 g Wasser (ca. 30°C)
optional: 20 g Weizen Anstellgut

Alle Zutaten gut mischen und 30 min abgedeckt zur Autolyse stehen lassen.

5,5 g Hefe
22 g Salz

zugeben und ca. 3 min langsam mischen, dann 6 min schnell kneten. Der Teig sollte eine gute Glutenentwicklung zeigen. Bei Bedarf noch 20-30g Wasser unterkneten ( je nach Mehlqualität). Teigtemperatur 23-24 °C.

Stockgare: Den Teig abgedeckt in einer Schüssel ca. 90 min bei Raumtemperatur gehen lassen, dabei nach 20/40/60 min jeweils dehnen und falten. Dann den Teig 36-48 h im Kühlschrank (oder im Wallis auch auf dem Nordbalkon der Skihütte, wenn es keinen Frost hat 😉 gehen lassen.

Aufarbeiten & Stückgare: Den Teig auf die bemehlte Arbeitsfläche geben und in 6 gleich große Stücke aufteilen. Diese aufrollen und abgedeckt 15 min entspannen lassen. Dann zu Baguettes rollen ( am Besten schaut man sich diese Technik in einem Video an) und mit der Naht nach unten im Bäckerleinen 45 -60 min gehen lassen.

Backen: Die Baguette-Teiglinge vorsichtig mit einer Kippdiele auf das Backpapier überführen, mit einer Rasierklinge dreimal schräg einschneiden und dann direkt in den auf 250°C vorgeheizten Ofen einschießen und kräftig schwaden. Nach 15 min die Temperatur auf 220-230 °C reduzieren und ca. 7-8 min fertigbacken. 2-3 min vor Ende der Backzeit den Schwaden ablassen und die Backofentür z.B. mit einem Holzlöffel einen Spalt offen halten, damit eine krosse Kruste entsteht. Kurz auskühlen lassen und dann genießen.

Das Baguette der Valais, ist durch das Ruchmehl herzhafter als ein reines Weissmehlbaguette und schmeckt durch seine feuchte Krume auch noch am Folgetag sehr lecker.

Pita Brote mit Biga

Der Ursprung allen Brotes waren wahrscheinlich die Fladenbrote, wie sie auch heute noch in vielfältiger Art in vielen Ländern verbreitet sind. Das tolle an Fladenbroten, sie sind meist schnell gemacht und ideal als Beilage/Grundlage zu einem warmen Essen. Als meine Tochter im Herbst von ihrer Griechenlandfahrt zurückkam und sie erzählte, dass sie eigentlich dauernd Pitabrote gegessen hatten, reifte bei mir der Entschluss doch auch mal ein eigenes Pittarezept zu entwickeln. Viele Anregungen fand ich bei Zorra, ich habe mich aber dann doch entschlossen etwas eigenes zu machen: Als Vorteig nehme ich eine Vollkornbiga, die am Vortrag angesetzt wird, je nach Hefemenge hat man am Backtag die frischen Pittabrote nach ca. 1,5-3,5 h auf dem Tisch..

Pita Brote mit Biga (8 Stück)

Vorteig (Biga)
100 g Weizernvollkornmehl
66 g Wasser kalt
0,2 g Hefe
Alles zu einem festen Teig verkneten und abgedeckt für 12-16 h bei Raumtemperatur stehen lassen.

Hauptteig
400 g Weizenmehl 550
260 g Wasser (ca. 30°C)
reifer Vorteig (Biga)
11 g Salz
3 g Hefe (schnelle Variante 10 g Hefe )
Alles Zutaten, bis auf die Biga, vermischen und diese dann in Stücken während des Knetens zugeben. ca. 4 min langsam und. 6 min schnell kneten bis sich eine gute Kleberentwicklung (Fenstertest) zeigt. Die Teigtemperatur sollte 25-26°C betragen.

Stockgare: Den Teig abgedeckt 2 bis 2,5 h gehen lassen ( bei 10 g Hefe reicht 1 h). Rechtzeitig den Backofen mit Backstein/-stahl oder umgedrehtem Backblech auf 270°C vorheizen.

Aufarbeiten & Backen: Den Teig in 8 Stücke à ca. 110 g aufteilen und diese rundschleifen. Diese 10-15 min, mit einem Tuch abgedeckt, entspannen lassen und dann die Teiglinge auf ca. 5 mm Dicke ausrollen (ca. 16 cm Durchmesser). Zwei Fladenbrote auf einem mit feinem Gries bestreuten Brett in den auf 270°C gut vorgeheizten Ofen einschießen. Ohne Schwaden 5 min backen, die Pitas sollten sich dabei schön aufblasen. Nach dem Backen noch heiß mit einem Tuch abdecken, damit die Pita Brote weich bleiben. Nach Belieben füllen und genießen.

Übrigens eignet sich der gleiche Teig auch hervorragend für gefüllte Börek:
Dazu doppelt so große Teilstücke (ca. 215 g) benutzen und nach dem Rundschleifen auf ca. 3 mm Dicke ausrollen.

Buchrezension „Brotbackbuch Nr. 4“ von Lutz Geissler

So nun kommt meine zweite Rezension, der meiner Ansicht nach wesentlichsten Neuerscheinung im deutschen Brotbackbuchmarkt in 2019: Im Herbst ist der vierte Band des Brotbackbuchs von Deutschlands bekanntesten Hobbybäcker Lutz Geissler (Autor des Plötzblog) im Ulmer Verlag erschienen. Es widmet sich ausschließlich dem Thema „Backen mit Sauerteig“. Ich habe mir vor über vier Jahren das erste Brotbackbuch von Lutz gekauft und habe diesen Kauf auch nie bereut. So war ich jetzt sehr gespannt auf sein neues Werk.

Das Buch gliedert sich in drei Teile: „Einführung“, „Rezepte“ und „Grundlagen“. In der Einführung wiederholt Lutz Geissler Grundlagen zu Zutaten, Zubehör und grundlegenden Techniken des Brotbackens, die auch schon im ersten Band seiner Reihe beschrieben wurden auf ca. 40 Seiten, ergänzt durch gute Bildanleitungen z.B. zum Wirken von Teig. Außerdem gibt es noch einen Abschnitt mit häufigen Fragen zum Thema Sauerteig, den ich eher am Ende des Buches erwartet hätte, und ein umfangreiches Glossar der Bäckerbegriffe.

Die Rezepte

Der Rezeptteil umfasst fast 160 Seiten und enthält 50 Brot- und Brötchenrezepte ergänzt um 15 Rezepte die Möglichkeiten zur Verwertung von Sauerteigresten zeigen. Die Rezepte benutzen fast alle ausschließlich Sauerteige oder Hefewasser als Triebmittel und sind, wie von Lutz Geissler gewohnt, detailliert und sehr übersichtlich beschrieben inkl. Bäckerprozenten und Zeitplanungsbeispiel. Die Rezepte sind sehr vielfältig und enthalten neben klassischen Sauertreigbroten auch Pizza, Croissants, Burger Buns, Waffeln und sogar einen Sauerteigstollen. Erste Backversuche meinerseits haben die Gelingsicherheit der Rezepte bestätigt.

Der Theorieteil

Die zweite Hälfte des Buches bildet der Grundlagenteil der auf rund 200 Seiten alles rund um das Thema Sauerteig sehr anschaulich und mit vielen Abbildungen erklärt. Hier kann man richtig tief in das Thema eintauchen und erfährt wie man einen eigenen Sauerteig herstellt, pflegt und seinen Geschmack und seine Aktivität beeinflussen kann. Zusätzlich erklärt der Autor auch die biologischen und biochemischen Hintergründe des Stoffwechsels der Hefen und Mikroorganismen im Sauerteig. Den Abschluss bildet ein umfangreiches Register, Quellenangaben und weiterführende Literatur zum Thema.

Fazit

Das Buch bietet den besten Einsteg in das Thema Sauerteig den ich kenne. Lutz Geissler deckt alle Aspekte ab und räumt auch viele Halbwahrheiten, die insbesondere in den Hobbybäckergruppen auf Facebook kursieren, mit seinem Experimenten aus. Besonders gefallen haben mir die sehr gut bebilderten Anleitungen zum Auffrischen und seine, immer gut begründeten, Tipps zum Haltbarmachen von Sauerteig. Ein weiteres Highlight ist der Ausflug zum Thema Hefewasser in dem Lutz mit vielen Experimenten genau erklärt, wie man erfolgreich mit Hefewasser backen kann.
Es gibt aber auch einige Abschnitte im Grundlagenteil auf die man meiner Meinung nach hätte verzichten können, so glaube ich nicht, dass viele Leser sich die Details zum Stoffwechsel der Mikroorganismen durchlesen werden, da z.B. der Citratcyklus in Textform auch kaum zu verstehen ist.

Ein tolles Buch für alle die sich tiefer mit der Materie Sauerteig befassen wollen, nirgendwo sonst bekommt man so umfassende und fundierte Informationen. Ich empfehle es aber nicht für den Brotbackanfänger, das ist das Brotbackbuch Nr. 1 sicher die bessere Wahl.

Das Buch wurde mit vom Ulmer Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt.