Buchrezension Lutz Geisslers “Almbackbuch”

Lutz Geißler liefert in unglaublichem Tempo neue Buchprojekte: Erst vor weniger als einem Jahr habe ich hier das Brotbackuch Nr. 4 besprochen und nun erschien kürzlich, wiederum im Ulmer Verlag, sein nächstes Werk: das “Almbackbuch”. Es unterscheidet sich sowohl vom Format als auch vom Inhalt her deutlich von seinen bisherigen Büchern. Mit fast 2,5 kg und in 464 großformatigen Seiten ist es für mich eindeutig der Foliant unter den Brotbackbüchern.

Inhaltlich unterscheidet sich dieses Buch von allen vorherigen, da das verbindende Element die Kalchkendlalm bei Rauris in Österreich ist, auf der Lutz seit 7 Jahren seine Almbackkurse veranstaltet, und nicht ein Bäckerthema wie etwa Sauerteig. Dieser zauberhafte Ort wird einem, mit zahlreichen ganzseitigen Fotos, seiner Geschichte und den Geschichten seiner Bewohner im wahrsten Sinne des Wortes nahe gebracht.

Lutz hat ein Buch geschaffen das neben dem umfangreichen Rezeptteil von fast 350 Seiten und einer umfangreiche Einführung von knapp 100 Seiten, genauso von seinen beeindruckenden Fotos der Berglandschaft und den Geschichten von der Kalchkendlalm lebt wie von seinen Rezepten.

Im Einführungsteil erzählt uns Lutz nicht nur wie er die Kalchkendlalm für sich entdeckt hat, sondern als Geologe erklärt er auch gleich noch die Geologie der Entstehung der Alpen. Sehr gut gefallen haben mir die Geschichten und Fakten rund ums Bauern und Backen im Holzbackofen ,ein Thema bei dem dieses Buch definitiv meinen Wunsch gestärkt hat mich auch mal auf das Abenteuer Holzbackofen einzulassen. Hervorzuheben sind auch die typischen Hüttenrezepte von Roswitha Huber: die Kaspressknödel müssen unbedingt nachgekocht werden.

Die grundsätzlichen Tipps zum Backen, wie man sie auch schon aus seinen bisherigen Büchern kennt, sind umfangreich und gut strukturiert. Hat man noch nicht so viel Brotbackerfahrung sollte man sie definitiv genau durchlesen, da diese immer wiederkehrenden Themen in den einzelnen Rezepten sinnvollerweise nicht wiederholt werden.

Im Zentrum des “Almbackbuchs” stehen aber die über 120 Rezepte für Brote, Kleingebäck und Feingebäck, auch anspruchsvolles wie Plunderteig wird dabei ausführlich behandelt. Die Rezepte sind wie aus den Brotbackbüchern von Lutz gewohnt sehr übersichtlich gestaltet und damit leicht nachzuvollziehen. Zusätzlich gibt es zu vielen Rezepte auch noch die Geschichten ihrer Entstehung auf der Alm, was das ganze besondere lesenswert macht. Die Rezepte decken eine große Vielfalt unterschiedlicher Backwaren ab und sind damit eine optimale Quelle für neue Inspirationen. Gefreut hat mich insbesondere auch, damit nun ein weiteres Rezept für das Walliser Roggenbrot zur Auswahl zu haben, für das ich erst Anfang des Jahres ein eigenes Rezept entwickelt hatte.

Gibt es an diesem Werk auch etwas zu kritisieren ? Nicht viel nur zwei kleine Punkte sind mir aufgefallen: Lutz hat eine Brotreise nach Albanien mitverarbeitet, die mir als Fremdkörper im Buch erscheint und dann vielleicht noch einen Hinweis an den Verlag: Wenn man auf ein digitales Beiheft hinweist, sollte man erstens erwähnen wo man dieses findet und dann vielleicht auch auf den Zusatzpreis von 8 € hinweisen, sonst macht sich beim geneigten Leser die Enttäuschung breit.

Mein Fazit zum Almbackbuch

Das “Almbackbuch” ist ein absolut empfehlenswertes Brotbackbuch für alle die der Brotbacksucht schon verfallen sind und neuen Lesestoff benötigen. Die aufwendige Gestaltung und die vielen Bilder machen Lust aufs Backen und auf die Berge , damit ist das Buch ein optimales Geschenk für alle Hobbybäcker, von dem man lange zehren kann.

Zu guter Letzt noch ein Rezepttest:

Ich habe mir das Pane Valle Maggia herausgesucht und nachgebacken. Das Rezept ist gut beschrieben und funktioniert mit einem eiweißreichen Mehl einwandfrei. Spannung kam nach dem Einschießen in den Ofen auf, da die Laibe nach dem Einschneiden erstmal kräftig breit liefen, bevor sie einen formidablen Ofentrieb entwickelten:

Hinweis: Das Buch wurde mir vom Ulmer Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt.

Saatenbrötchen mit Lievito Madre

Dieses Rezept schlummert inzwischen schon über 2 Jahre in meinen Aufzeichnungen und nun kommt es endlich in den Blog, da ich es für den Sauerteigkurs nochmal probegebacken und leicht angepasst habe. Im Endeffekt handelt es sich bei den Saatenbrötchen um eine hefefreie Variante der 6-Korn Brötchen und ist im Urlaub entstanden, als ich keine Hefe, aber einen täglich aufgefrischten LM zu Hand hatte. Voraussetzung ist wie bei allen hefefreien Rezepten ein wirklich triebstarker Sauerteig, in diesem Fall die feste Variante Lievito Madre (LM) und etwas mehr Gehzeit, am Besten an einem warmen Ort, dann bekommt man ganz ohne Hefe eine leckeres Brötchen, das auch am nächsten Tag noch gut schmeckt.

Saatenbrötchen mit Lievito Madre (9 Stück)

Lievito Madre (LM)
125 g Weizenmehl 550
125 g Lievito Madre (sollte aktiv sein)
62 g Wasser (ca 50°C wenn der LM Raumtemperatur hat, 70°C wenn er frisch au dem Kühlschrank kommt)
Alles vermischen und zu einem festen Teig verkneten und dann abgedeckt 3-4 h bei 28-30°C gehen lassen, dabei sollte sich der LM mindestens verdoppeln

Saatenquellstück
60 g gemischte Saaten (angeröstet)
80 g warmes Wasser
Mischen und 0,5-1 h quellen lassen

Hauptteig
312 g Lievito Madre (LM) frisch aufgefrischt
170 g Weizenmehl 550
20 g Weizenvollkornmehl oder Ruchmehl
20 g Roggenvollkornmehl
8 g Malz inaktiv
8 g Butter
160 g Wasser (ca. 22-25 °C)
9 g Salz

Sesam zum Bestreuen

Alle Zutaten, außer dem Saatenquellstück zugeben und 4 min mischen, dann 6- 8 min auf schneller Stufe kneten, der Teig sollte eine gute Glutenentwicklung zeigen (Fenstertest), dann das Saatenquellstück unterkneten. Die Teigtemperatur sollte bei 26-27°C liegen.

Stockgare: Abgedeckt 2 Stunden bei Raumtemperatur, dabei zweimal „dehnen und falten“ (nach 30/60 min). Teigtemperatur sollte nicht unter 25°C fallen. (Variante: 1 Stunde bei Raumtemperatur und dann über Nacht bei 4-6 °C im Kühlschrank.)

Aufarbeiten: in ca. 90 g Stücke aufteilen und diese rundschleifen

Stückgare: 1-2 h abgedeckt bei Raumtemperatur, bis zur vollen Gare (Fingertest) gehen lassen, dann befeuchten und in Sesam wälzen.

Backen: 250°C 12 min mit Schwaden, 5-6 min bei 220 °C, je nachdem wie dunkel man sie haben will.

Kölner Röggelchen

Es ist schon ganz schön lange her, dass ich das letzte Mal ein Rezept für eine lokale Kölner Spezialität gepostet habe, das waren “die Oberländerchen“. In einem Gespräch mit einen Kursteilnehmer fiel mir auf, dass ich gar kein Rezept für Röggelchen auf meinem Blog habe. Für alle die nicht aus der Region kommen: Das Kölner Röggelchen ist die Hauptzutat für eine der berühmtesten kulinarischen Spezialitäten in Köln, dem “halven Hahn“, der bekanntlich einfach ein Röggelchen mit einer dicken Scheibe Holländer Käse ist.

Das Röggelchen ist ganz entgegen seinem Namen ein Weizenmischbrötchen, d.h. es besteht zu überwiegendem Anteil aus Weizenmehl, die Mengenverhältnisse variieren bei den Kölner Bäckern stark, nach meiner Schätzung zwischen 10 und 40 % Roggenanteil. Im Gegensatz zum Düsseldorfer Röggelchen besteht das Kölner Röggelchen aus 2 längs geformten kleinen Brötchen, die ein dunkel ausgebackenes Doppelbrötchen bilden.

Für mein Rezept habe ich mich für 20 % Roggen entschieden, die komplett als Roggenvollkornmehl in einem milden Monheimer Salzsauerteig in den Teig kommen. Dies ergibt mit wenig Hefe und etwas Malz ein Brötchen mit einem tollen Aroma und dank etwas Speisestärke, eine schön glänzenden Oberfläche.

Kölner Röggelchen (9 Doppelbrötchen)

Roggen Salzsauerteig
120 g Roggenvollkornmehl
120 g  Wasser (ca. 40°C)
20 g Roggenanstellgut
2 g Salz
Alles gut vermischen Teigtemperatur sollte bei ca. 30-33 °C liegen, über Nacht ca. 12 h, abgedeckt bei Raumtemperatur stehen lassen.

Hauptteig
260 g reifer Roggen Salzsauerteig
490 g Weizenmehl 550
20 g inaktives Malz
(4 g aktives Malz)
10 g Zucker
10 g Butter
260 g Wasser (28-30°C)
12 g Salz
5 g Hefe

Weizenstärke oder Kartoffelstärke zum bepudern

Kneten: Alle Zutaten 4 min mischen und dann ca. 6 min bei höherer Geschwindigkeit auskneten bis der Teig sich von der Schüssel löst. Die Teigtemperatur sollte bei 26-27°C liegen.
Stockgare: 1 h abgedeckt bei Raumtemperatur
Aufarbeiten: Den Teig auf die mit Roggenmehl bemehlte Arbeitsfläche geben und in 18 Stücke à 60 g aufteilen, diese rundwirken und direkt etwas langrollen, dann in wenig Weizenstärke rollen. (Wegen der glänzenden Oberfläche)
Stückgare: Als Pärchen ca. 2 h bis zur vollen Gare auf einem Backpapier, abgedeckt mit einem Tuch und Folie (Tuch auf Teiglingen, darüber eine Folie), gehen lassen. (Fingertest für die volle Gare)
Backen: Mit eine Spritzflasche mit Wasser einsprühen und mit kräftigem Schwaden, im auf 250°C vorgeheizten Ofen, in ca. 18 min schön dunkel ausbacken. Die letzten 2 min die Türe öffnen um eine knusprige Krume zu erhalten. Nach dem Backen nochmal mit Wasser einsprühen. Fertig sind die lecker, lockeren Röggelchen!

Serviervorschlag 😉 Hier fehlt nur noch eine Scheibe Holländerkäse, ein Zwiebelriung vielleicht ein Essiggürkchen und natürlich eine Stange Kölsch dazu.